Aufgabenwahl im Deutschabitur
Die Vorbereitung auf das Deutschabitur stellt viele Schülerinnen und Schüler vor eine entscheidende Frage: Welche Aufgabentypen soll ich vorbereiten? Gerade in Bundesländern wie NRW und Bayern, in denen man in der Abiturprüfung zwischen mehreren Aufgabenarten wählen kann, hat diese Entscheidung direkten Einfluss auf die Prüfungsleistung – und auf den Aufwand in der Vorbereitungsphase.
Im Folgenden teile ich meine persönlichen Überlegungen zur Wahl der Aufgabentypen – ergänzt durch allgemeine Hinweise, die auch anderen Schülerinnen und Schülern bei ihrer Entscheidung für das Deutschabitur 2025 helfen können.
Inhalt
I. Welche Aufgabentypen gibt es?
II. Wie viele Aufgabentypen soll ich vorbereiten?
III. Kriterien für die Auswahl der passenden Aufgaben
IV. Fazit: Qualität statt Quantität
Der Artikel orientiert sich am Deutschabitur in Bayern; die Gedanken und Strategien lassen sich jedoch ebenso auf andere Bundesländer oder sogar andere Fächer übertragen.
I. Welche Aufgabentypen gibt es im bayerischen Abi?
Im Abitur 2025 stehen folgende Aufgabenformate zur Auswahl:
Aufgabe I: Gedichtinterpretation
In der Vergangenheit wurde in Teilaufgabe a) meist eine Analyse eines Gedichts verlangt, gefolgt von Teilaufgabe b), in der ein Vergleich zu einem weiteren Gedicht gezogen werden sollte.
Aufgabe II: Dramenanalyse
Typisch ist auch hier eine zweiteilige Aufgabenstellung: Zunächst ist ein Auszug aus einem Drama zu interpretieren, anschließend folgt eine Zusatzaufgabe – z. B. ein Motivvergleich, eine Stellungnahme zu einem Zitat oder eine thematisch weiterführende Analyse.
Aufgabe III: Prosa-Interpretation
Auch dieser Aufgabentyp folgt in der Regel dem bekannten Muster: Eine klassische Interpretation eines Prosatextes wird durch eine ergänzende Teilaufgabe erweitert.
Aufgabe IV: Analyse eines pragmatischen Textes mit Zusatzauftrag
Im Bereich der nicht-literarischen Texte fordert Aufgabe IV entweder das Verfassen eines informierenden Textes auf Basis von Materialien (Texte, Bilder, Grafiken) oder die Analyse eines pragmatischen Textes.
Aufgabe V: Argumentierendes Schreiben mit journalistischer Variante (Essay)
Diese Aufgabe verlangt einen argumentativen Text – entweder materialgestützt oder textbezogen. Alternativ kann ein journalistisches Format (z. B. ein Essay oder Kommentar) gewählt werden.
II. Wie viele Aufgabentypen sollte man vorbereiten?
Eine der ersten Fragen, die ich mir stellte, war: Reicht es, nur einen Aufgabentyp vorzubereiten? Oder sollte ich zwei, vielleicht sogar drei Aufgabenarten einüben, um auf Nummer sicher zu gehen?
Heute empfehle ich ganz klar die Vorbereitung von zwei Aufgabentypen. Aus meiner Sicht ist es strategisch sinnvoller, in zwei Formaten wirklich sattelfest zu sein, als in drei Bereichen nur oberflächliches Wissen mit in die Prüfung zu nehmen.
Nur einen Aufgabentyp zu trainieren, halte ich hingegen für riskant. Wer sich z. B. ausschließlich auf die Lyrik-Aufgabe vorbereitet, steht im Ernstfall vor einem Problem: Ist die Aufgabenstellung besonders anspruchsvoll, der Vergleich ungewöhnlich gewählt oder das Gedicht einfach sperrig – dann fehlt eine sichere Alternative. Selbst mit viel Übung kann es vorkommen, dass man zu einem Gedicht inhaltlich oder emotional keinen Zugang findet.
In einem solchen Fall muss man entweder eine suboptimale Aufgabe bearbeiten oder völlig unvorbereitet auf ein anderes Aufgabenformat ausweichen – beides keine idealen Szenarien.
Zwei vorbereitete Aufgabentypen bieten hier einen guten Mittelweg: Der Lernaufwand bleibt überschaubar, und man hat dennoch eine verlässliche Ausweichoption.
III. Kriterien für die Auswahl der Aufgabentypen
Doch wie entscheidet man, welche Aufgabenarten individuell am besten passen? Hier einige Überlegungen, die mir persönlich geholfen haben – und die ich auch in meinem Online-Unterricht immer wieder empfehle:
1. Persönliche Stärken und Interessen
Ich habe mich gefragt: Welcher Aufgabentyp liegt mir thematisch und stilistisch? Das Schreiben von Essays hat mir in der Oberstufe besonders viel Spaß gemacht – die Sachtextanalyse mit Essay war auch bei den letzten Klausuren stets meine erste Wahl. Da ich privat viel schrieb, fühlte sich diese Textsorte für mich besonders „natürlich“ an.
Auch Dramenanalysen habe ich in Erwägung gezogen, weil ich durch meine Erfahrung im Schultheater einen guten Zugang zu dieser Textform habe – ein Vorteil, den ich gezielt nutzen wollte.
2. Noten im Unterricht
Ein wichtiger Indikator waren meine bisherigen Leistungen. Bei welchen Aufgabenformaten habe ich konstant gute Noten erzielt?
Wer z. B. in der Epikanalyse regelmäßig ein bis zwei Notenpunkte besser ist als in der Sachtextanalyse, der sollte sich genauer anschauen, ob die Epikanalyse eine geeignete Abituraufgabe ist. Gleichzeitig sollte man sich fragen: War die Note wirklich repräsentativ für meine Fähigkeiten – oder gab es äußere Umstände (z. B. Krankheit, private Belastungen), die das Ergebnis beeinflusst haben?
3. Lernaufwand und bisherige Schwerpunkte im Unterricht
Ich habe mir außerdem angesehen, welche Aufgabenarten im Unterricht besonders intensiv behandelt wurden. Viele Lehrkräfte setzen klare Schwerpunkte – etwa auf Lyrik oder dramatische Texte – während materialgestütztes Schreiben vielleicht nur kurz angerissen wurde.
Das heißt nicht, dass man solche Aufgaben nicht wählen sollte, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man in solchen Fällen selbstständig nacharbeiten muss – idealerweise nicht erst kurz vor dem Abitur. Gerne unterstützen wir bei der Vertiefung dieser Aufgabentypen im Einzel- oder Gruppenunterricht.
4. Rückmeldungen von Lehrkräften
Die Einschätzungen meiner Lehrerin haben mir ebenfalls sehr geholfen. Sie hat mir z. B. geraten, den Essay zu wählen – obwohl er anspruchsvoll ist, traute sie mir sprachlich wie argumentativ eine sehr gute Leistung zu. Sie hat mir aber auch klar gemacht: Wer sich für den Essay entscheidet, sollte besonders intensiv üben, um eine klare Struktur zu entwickeln und das (verhältnismäßig hohe) Risiko einer Themaverfehlung zu vermeiden.
Ich empfehle auf jeden Fall, eure Lehrkräfte nach ihrer Meinung zu fragen – sie kennen eure Fähigkeiten gut und wissen außerdem, welche Übungsmaterialien sinnvoll sein können.
IV. Fazit: Qualität statt Quantität
Die Wahl der Aufgabentypen ist eine persönliche Entscheidung – aber sie sollte gut überlegt sein. Es lohnt sich, frühzeitig zu reflektieren: Wo liegen meine Stärken? Welche Anforderungen kann ich realistisch bewältigen? Und wie kann ich meine Vorbereitungszeit sinnvoll nutzen? Das Schulsystem gibt uns nur selten die Möglichkeit, selbst zu wählen, was wir lernen und schreiben möchten. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Spielräume sinnvoll zu nutzen.
Wenn du noch unsicher bist, welche Aufgabentypen zu dir passen, melde dich gerne über das Kontaktformular auf unserer Website. In der Prüfungsvorbereitung unterstützen wir dich im Einzel- oder Gruppenunterricht – individuell zugeschnitten auf deine gewählten Aufgabenarten. Der Gruppenunterricht ist thematisch nach Aufgabentypen strukturiert: Wer sich z. B. für Drama und Lyrik entschieden hat, besucht gezielt die passenden Einheiten. Alle weiteren Informationen findest du hier: