Die besten Methoden für konzentriertes Lernen

Ich verstehe es absolut: Mit unendlichem Scrollen auf Instagram und TikTok, zahlreichen Ablenkungen wie Netflix, Prime und Co. kann es schwer sein zeiteffizient und produktiv zu lernen. Als ich Schülerin war, gab es viele dieser Dinge (noch) nicht. Unsere Instagram Feeds zeigten hauptsächlich Fotos von Freunden und Familie und wenn es nicht „Neues” mehr gab, endete der Feed einfach. Doch trotzdem fanden auch wir damals etliche Möglichkeiten, uns abzulenken und zu prokrastinieren.

Die Umstände mögen sich verändern, die Ablenkungen abwechslungsreicher werden, doch eine Frage bleibt immer: Wie kann ich mich in einer Welt, die auf Ablenkung ausgelegt ist auf das Lernen konzentrieren? Wie hole ich das Optimum aus einer Lerneinheit heraus, sodass ich idealerweise nicht Unmengen von Stunden am Schreibtisch verbringen muss?

Dieser Artikel stellt einige Methoden dar, die Zeitmanagement und Konzentration verbessern können.


Inhalt

I. Promodoro-Methode

II. Eisenhower-Matrix

III. Deep Work und Flow

IV. Weitere Strategien zur Vermeidung von Ablenkungen


 I. Die Pomodoro-Technik

Die sogenannte Pomodoro-Technik wurde in den 1980er-Jahren vom Italiener Francesco Cirillo entwickelt. Ihr Prinzip ist einfach: Man arbeitet in festgelegten Zeitintervallen von 25 Minuten konzentriert an einer Aufgabe und legt anschließend eine Pause von fünf Minuten ein. Nach vier dieser Zyklen folgt eine längere Pause von 15 bis 30 Minuten. Diese Struktur orientiert sich an der natürlichen Belastbarkeit unseres präfrontalen Kortex – dem Teil des Gehirns, der für zielgerichtetes Denken, Planen und Aufmerksamkeit verantwortlich ist.

Studien zur kognitiven Ermüdung zeigen, dass die Konzentrationsfähigkeit bereits nach etwa 20 bis 30 Minuten intensiver geistiger Arbeit deutlich abnimmt. Durch regelmäßige Pausen kann sich das Arbeitsgedächtnis entlasten, und das sogenannte Default Mode Network – ein Ruhezustand des Gehirns, der mit Kreativität und Erholung in Verbindung steht – erhält Raum zur Regeneration.

Wie kann das konkret in deinem Lernalltag aussehen?

Gerade wer Probleme mit dem „anfangen” hat, sollte zunächst mit einer 25-minütigen Lerneinheit starten. Auch beim Auswendiglernen von Vokabeln, Fakten, Gedichten etc. würde ich zu regelmäßigen Pausen raten. Wer in Intervallen arbeitet, beugt nicht nur geistiger Erschöpfung vor, sondern erhöht auch die langfristige Leistungsfähigkeit. Wichtig ist, dass die Pausen auch richtig genutzt werden. Den Stift wegzulegen, 5 Minuten am Handy zu scrollen, um dann wieder zum Stift zu greifen, ist sicherlich nicht die beste Vorgehensweise. Verlasse für die 5 Minuten auf jeden Fall deinen Arbeitsplatz, vielleicht öffnest du auch ein Fenster oder du holst dir ein Glas Wasser.

Gibt es auch Situationen, in denen die Pomodoro-Methode nicht geeignet ist?

Die Entscheidung, welche Lernmethode funktioniert, ist nicht nur personen-, sondern auch situationsabhängig. Tatsächlich hat sich die Pomodoro-Methode für mich als eher hindernd erwiesen, wenn ich wirklich vertieft an einer Aufgabe arbeite. Wenn man richtig im „Flow” ist und vertieft arbeitet, kann die 5-Minuten-Pause diese Produktivität unterbrechen. Wenn du also gerade mitten in der Analyse eines Gedichts bist und die Ideen nur so sprudeln, kann eine Pause in genau diesem Moment sogar unproduktiv sein.

Ich nutzte die Pomodoro-Methode vorwiegend für Lerntätigkeiten, die mir wirklich schwerfallen (z. B. Auswendiglernen) oder wenn ich merke, dass meine Konzentration heute nicht gut ist. Für vertieftes Arbeiten stelle ich meist keinen Timer, sondern mache eine Pause, wenn es sich richtig anfühlt – egal ob das nach einer, zwei oder sogar drei Stunden ist.

💡 Du kannst die Zeitintervalle der Pomodoro-Technik auf deine eigenen Bedürfnisse anpassen, beliebt ist beispielsweise auch 50 Minuten Lernen – 10 Minuten Pause.

 

II. Die Eisenhower-Matrix

Ein häufiges Problem bei der Arbeit mit Aufgabenlisten oder To-do-Apps ist die fehlende Unterscheidung zwischen wichtig und dringend. Die Eisenhower-Matrix, benannt nach dem US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, hilft dabei, genau diese Differenzierung zu treffen. Sie teilt Aufgaben in vier Felder ein: wichtig und dringend, wichtig aber nicht dringend, dringend aber nicht wichtig und weder wichtig noch dringend.

Diese scheinbar simple Matrix bildet die Grundlage für eine psychologisch äußerst wirksame Priorisierung: Unser Gehirn reagiert besonders stark auf kurzfristige Reize. Das mesolimbische Belohnungssystem, das u. a. für Impulskontrolle und unmittelbare Bedürfnisbefriedigung verantwortlich ist, wird durch „dringende“ Reize wie Eilmeldungen, Chatnachrichten oder plötzliche Bitten anderer sofort aktiviert – unabhängig von deren tatsächlicher Relevanz. Die exekutiven Funktionen im Frontallappen, die eigentlich für überlegtes Planen zuständig wären, werden in solchen Momenten regelrecht übersteuert.

Die Eisenhower-Matrix trainiert die Fähigkeit, zwischen echtem Handlungsbedarf und bloßem Reiz zu unterscheiden. Wer sie konsequent anwendet, merkt schnell: Vieles, was laut erscheint, ist nicht wichtig. Ein Beispiel aus dem Schulalltag zeigt das gut: Ein Schüler steht unter Zeitdruck, weil am nächsten Tag ein Mathetest ansteht – diese Aufgabe gehört klar in das Feld „wichtig und dringend“. Parallel bittet ihn ein Mitschüler, kurzfristig eine organisatorische Aufgabe für die Klassensprecherwahl zu übernehmen – dringlich, aber in Bezug auf den Test irrelevant. Diese Bitte wäre typischerweise in das Feld „dringend, aber nicht wichtig“ einzuordnen. Die Entscheidung, sie höflich auf später zu verschieben, ist aus lernpsychologischer Sicht völlig richtig.

Beispielhaft habe ich euch hier mal eine Eisenhower-Matrix ausgefüllt:

 

III. Deep Work und Flow

Der Begriff „Deep Work“ wurde vom amerikanischen Informatikprofessor Cal Newport geprägt. (Sein Buch „Deep Work” kann ist übrigens nur empfehlen.) Newport bezeichnet die Fähigkeit, über einen längeren Zeitraum hinweg ohne Ablenkung an einer kognitiv anspruchsvollen Aufgabe zu arbeiten. Deep Work steht damit im Gegensatz zu „Shallow Work“ – also oberflächlichen Tätigkeiten wie dem Beantworten von Mails oder dem Sortieren von Schulunterlagen, die kaum mentale Tiefe erfordern.

Besonders interessant wird Deep Work, wenn es in den Flow-Zustand übergeht – ein Begriff, den der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi geprägt hat. Flow entsteht, wenn das Niveau der Herausforderung mit den eigenen Fähigkeiten übereinstimmt, die Aufgabe klare Rückmeldung gibt und keine externen Unterbrechungen stattfinden. Im Flow sinkt die Aktivität des präfrontalen Kortex – insbesondere der Bereich, der für selbstreflexives Denken zuständig ist – während Belohnungssysteme wie das dopaminerge System aktiviert werden. Das Ergebnis: ein Zustand hoher Effizienz, Motivation und sogar emotionaler Zufriedenheit.

Im schulischen Alltag zeigen sich Deep-Work-Phasen beispielsweise dann, wenn eine Schülerin sich über eine Stunde hinweg völlig in die Lösung einer komplexen Textaufgabe vertieft, ohne auf die Uhr zu schauen oder ihr Smartphone zu vermissen. Diese Momente lassen sich nicht erzwingen – aber mit der richtigen Umgebung und durch das bewusste Blocken störungsfreier Zeiten gezielt fördern.

Wie kann ich Deep Work und Flow begünstigen?

Besonders wichtig ist das Schaffen einer störungsfreien Arbeitsumgebung. Dazu gehört nicht nur, dass das summende Handy nicht am Schreibtisch liegt, sondern auch, dass unnötiges Aufstehen vom Schreibtisch verhindert wird. Du solltest also ein Getränk und vielleicht einen kleinen Snack bereitstellen. Auch sollten sich alle Arbeitsmaterialien bereits am Arbeitsplatz befinden. Eventuell lässt du auch deine Familie wissen, dass du in den nächsten Stunden nicht unterbrochen werden möchtest.  

IV. Weitere Strategien zur Vermeidung von Ablenkungen

Digitale Ablenkungen sind keine bloße „Willensfrage“, sondern wirken auf tiefen neurologischen Ebenen. Jede neue Nachricht, jedes Pop-up und jeder Swipe löst eine kleine Dosis Dopamin aus – das Neurotransmitter-System, das für Neugier, Belohnung und Lernmotivation zuständig ist. Diese Mikrobelohnungen führen dazu, dass das Gehirn geradezu süchtig nach Neuheit wird. Hinzu kommt der Effekt des sogenannten Task-Switching: Studien zeigen, dass es durchschnittlich mehr als 20 Minuten dauert, um nach einer Unterbrechung wieder auf dem ursprünglichen Konzentrationsniveau zu arbeiten. Unser Arbeitsgedächtnis – das nur begrenzte Kapazitäten hat – wird durch permanente Unterbrechung immer wieder zurückgeworfen.

Hier einige Tipps, wie du Ablenkungen vermeiden kannst.

✔️ Schalte gezielt Benachrichtigungen aus oder stumm (es gibt keinen Grund, warum dir dein Sneaker-Shop ständig Notifications schicken darf.)  

✔️ Verwende den Fokus-Modus oder sonstige Fokus-Apps. Hier kannst du oft sogar einrichten, dass dich bestimmte Notfall-Nachrichten trotzdem erreichen.

✔️ Dein Handy sollte einen festen Platz haben, wenn du lernst. Dieser sollte idealerweise mehrere Schritte entfernt sein. Ich verstaue mein Handy zum Lernen gerne in meiner Nachttischschublade oder lasse es zum Aufladen gleich in einem anderen Zimmer.

 


Vielleicht probierst du die ein oder andere Methode einmal aus. Gerne kannst du uns von deinen Erfahrungen unter alina@onlinetutorin.de berichten. Auch wenn du noch weitere Fragen zum Thema Lernmethodik hast, kannst du uns unter dieser Mailadresse erreichen.

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